Philipp Friedrich Hiller
Philipp Friedrich Hiller
* 06.01.1699 in Mühlhausen an der Enz (Württemberg)
† 24.04.1769 in Steinheim bei Heidenheim (Württemberg)
Vater, Pfarrer in Mühlhausen/Enz
Mutter, Pfarrerstochter aus Großglattbach (Vater: Pfarrer D. Griesinger).
2 Jahre alt:
Vater tot, damit Waise. Umzug nach Großglattbach.
7 Jahre alt:
Mutter heiratet wieder: Bürgermeister Weiß aus Vaihingen/Enz. Durch Stiefvater Schulförderung.
Kriegszeit! (Span. Erbfolgekrieg. Franzoseneinfälle in Württemberg).
Erstmals tiefgreifende Fluchterlebnisse. (Flucht bis Heidenheim/Br.) In der Enz fast ertrunken.
14 Jahre alt:
Schüler in Denkendorf unter Johann Albrecht Bengel (1687-1752).
Zart, feinfühlig, feingliedrig. Fällt auf: musikalisch, dichterisch. Bengel gibt ihm entscheidende Anstöße zum Bibelstudium.
Hiller rühmt Bengel später noch:
»Bengel hatte eine große Gabe in Erklärung der Schrift.«
Bengel leitet ihn zum Dichten an.
Hiller an Bengel:
»Der erste Reim von meinem Kiel, mein erstes junges Dichterspiel ist unter deinem Aug' gewesen.«
Überhaupt ist Hiller ein echter Bengelschüler.
Knapp: Hiller ist der Hauptsänger Bengel'scher Schule geworden.
Irmgard Werth-Scheffbuch: »In der Tat hat kein anderer unter den Schülern Bengels eine solche Fülle von Liedern hervorgebracht...«
»Hiller - Testamentsvollstrecker Bengels.«
»Hiller - hat Bengels Einsichten in die Schrift stark vereinfacht in Verse umgesetzt und - dem Volk ins Herz gesungen.«
Bengel - obwohl nur 12 Jahre älter als Hiller - blieb dessen Lehrer und Seelsorger, auch 1751 in Hillers schwerster Anfechtung.
So gilt wohl:
Bengel hat den Boden für den Sänger des württembergischen Pietismus bereitet, als er ihn nach seinem Stimmverlust auf die besondere Möglichkeit der Verkündigung, nämlich durch das Lied ermunterte.
17 Jahre alt:
Studium in Maulbronn (höhere Klosterschule, an der 1781 später sein zweiter Sohn Professor wurde).
20 Jahre alt:
Studium in Tübingen (Ev. Stift).
21 Jahre alt:
Magister (philosophische Doktorwürde).
25 Jahre alt:
Examen und drei Jahre Vikar in Brettach.
28 Jahre alt:
Vikar, Hauslehrer ca. fünf Jahre lang u. a. in: Roßwag, Vaihingen/E., Nürnberg, Hessigheim.
32 Jahre alt:
In Nürnberg früheste bedeutende Dichtung:
»Johann Arnds Paradiesgärtlein geistreicher Gebete in Liedern.« (vier Teile über 300 Lieder) Johann Arndt: 1555-1621 - Maßgebender Wegbereiter des Pietismus!
33 Jahre alt:
1732 erhält er seine erste Pfarrstelle in Neckargröningen bei Ludwigsburg.
Heirat: Pfarrerstochter Regina Schickard aus Hessigheim.
Hiller: »Gehilfin recht nach meinem Herzen!«
Glückliche Ehe. Hierfür zwei Beispiele:
1. Ihr widmet er das »Geistliche Liederkästlein« als seiner »herzgeliebten Ehegattin«.
2. In der 37jährigen Ehe hat er stets mit ihr aus einem Teller gegessen!
Vier Jahre wirkte Hiller in der damals armen Pfarrei. Nebst Freude erlebte er immer wieder Probleme: Wieder Flucht vor den Franzosen, diesmal mit Familie. Das soeben geborene Söhnchen trug Dauerfolgen davon, starb daran mit 19 Jahren. Die todkranke Frau wurde wieder gesund.
37 Jahre alt:
Pfarrer in Mühlhausen/Enz - am Geburtsort und zweijähriger Heimat.
In den 12 Jahren dort entfaltete er eine rege schriftstellerische Tätigkeit, unterrichtete seine Söhne und arbeitete »in Liebe und Ernst« gegen die separatistischen Kreise. - Tod von zwei Töchtern.
49 Jahre alt:
Pfarrer in Steinheim bei Heidenheim
ab 11.06.1748 - bis zu seinem Tode 1769.
In den 20 Jahren dort hatte er in Amt und Haus viel Arbeit. (Große Familie, eine Pfarrei mit ca. 1500 Seelen).
52 Jahre alt:
Verlust seiner Stimme: 18 Jahre lang!
Innerhalb eines halben Jahres Anbahnung durch zunehmende Heiserkeit. Für Ärzte unergründlich. Schall und Laut waren dahin. Zwar konnte man Worte noch schwach vernehmen, aber geringste Geräusche machten sie unhörbar. Heftige Anfechtungen von Kirchenbesuchern.
Versteckt und offen wurde ein anderer Pfarrer gefordert.
Heilmittel waren vergebens. Viele Gebete, die er »Gott opferte«, wurden nicht erhört. Dadurch Überzeugung: Gott will es so.
Vieljähriger Kummer, der sein Gemüt belastete. Sohn stirbt mit 19 Jahren an früheren Fluchtfolgen. Von 11 Kindern verlor er vier Kinder bei Lebzeiten.
Bengel tröstet ihn und rät ihm zur Privatseelsorge und vor allem zur Verkündigung durch das Lied. Dadurch könne er viele Menschen erreichen.
Nach diesem Bengelschen Trost schreibt er dann u.a.:
»So wein ich, wenn ich wein, doch noch mit Loben,
das Loben schickt sich fein zu solchen Proben.
Man kann den Kummer sich vom Herzen singen,
nur Jesus freuet mich. Dort wird es klingen!«
»Der Herr bewahre mich, dass ich weder gedenke noch schreibe in meinen stimmlosen Zeiten, was jemand mit Fug und Recht zu einigem Zweifel an dem himmelfesten Wort missbrauchen möchte!...«
Seine Kinder konnte er nun nicht mehr selbst unterrichten, musste sie nach auswärts schicken, musste einen Vikar für den Predigtdienst anstellen. (1758 wurde sein zweiter Sohn Vikar in Steinheim).
Sonntägliche Hauserbauungsstunden, Herausgabe wichtiger theologischer Schriften, Liedbände - insgesamt Vertiefung im Wort Gottes.
Immer deutlicher: anstelle frommer Selbstbespiegelung tritt jetzt das Evangelium; das Gebetslied wird zur Verkündigung, viele Loblieder.
Hiller reift von der Ichbezogenheit zur christusbezogenen Frömmigkeit. »Wer wundert sich ob meinem Liede, dass dies allein auf Jesus geht?«
Hillers Lieder wollen so verstanden sein als Bekenntnis zu Jesus. Jesus Christus, die Mitte der Schrift, ist nun zugleich auch Mitte und Hauptinhalt seiner Lieddichtung.
Dabei betont Hiller immer wieder das hohepriesterliche und königliche Amt Jesu.
56 Jahre alt:
So entsteht am 28.08.1755 eines seiner reifsten Lieder: »Jesus Christus herrscht als König ...« (26 Verse) Grundlage: Epheser 1, 21-22.
70 Jahre alt:
Nachmittags zwischen 17 und 18 Uhr stirbt Hiller am 24. April 1769, im Alter von 70 Jahren und drei Monaten (*06.01.1699) schnell an einem Schlagfluss. Linke Seite gelähmt. Die letzten Phasen seines Lebens bleiben verborgen. Grabstein in der Steinheimer Kirche: Hier ruht ein treuer Diener am Evangelium Christi, Herr Magister Philipp Friedrich Hiller... als ein früher Waise auf den Herrn geworfen, der ihn früh zu sich bekehrt, unter allerlei Leiden geläutert und bewährt samt seiner Gattin Maria Regina, geb. Schickardin, da er an ändern Orten 16 Jahr, hier 21 Jahr als Pfarrer gestanden, elf Kinder mit Tränen geweiht, an den Lebenden davon auch Freude geerntet: 18 Jahre stimmlos gewesen, darinnen er das »Leben Christi« in Reimen und die »Vorbilder des Alten Testaments« verfasst, auch mit anderen Schriften der Kirche gedient.
Steinheim, du weißest seinen Glauben, Demut, Geduld, Weisheit und sein Ende. Folge ihm nach!« Zusammengefasst: Hiller war fast 37 Jahre im Amt:
4 Jahre in Neckargröningen,
12 Jahre in Mühlhausen/Enz,
20 Jahre in Steinheim (und 8 Monate).
Hiller hinterließ: Seine Ehefrau. Sie folgt ihm nach 11 Jahren (20.07.1780).
Sieben Kinder: drei Söhne und vier Töchter.
Ein Sohn wurde Pfarrer in Gächingen bei Urach (1765), dann Professor in Maulbronn (1781), starb als Prälat von Anhausen am 28.06.1820. Der andere Sohn war zunächst beim Vater Vikar, wurde dann Pfarrer von Eybach bei Geislingen. Dieser nahm sich des Vaters besonders an.
Der jüngste wurde in Köngen bei Firma Vogt Schreiber, ging später ins Ausland nach Holland, nach Westindien. Er kehrte verarmt in die Heimat zurück, weil ein von ihm befrachtetes Schiff unterging.
Eine Tochter verheiratete sich nach Heidenheim mit einem Lehrer, der später Rektor in Tübingen war, dann noch Pfarrer in Wendlingen wurde. Seine jüngste Tochter starb als Witwe des Pfarrers Fischer von Unterhausen bei Reutlingen.
Vier Kinder sind also zu Lebzeiten gestorben, davon ein Sohn mit 19 Jahren an früheren Fluchtfolgen aus Neckargröningen.
ISBN 978-3-939075-01-1 | ISBN 978-3-939075-02-8 |
Hiller über das Wort Gottes
Jesus ist der Kern der Schrift
weil auf IHN zusammentrifft,
was im Alt und Neuen Bund
je im Buche Gottes stund.
Das Wort und Christus in dem Wort,
das soll mein Leitstern bleiben.
Die Größe dessen, der zeugt,
und dessen von dem gezeugt wird,
das Altertum ... sein unauflöslicher Zusammenhang,
seine Langwierigkeit unter einem von allen Nationen
abgesonderten Volk und seine endliche unwidersprechliche Erfüllung
offenbart die Göttlichkeit dieses Zeugnisses.
Das Wort Gottes ehre ich, wie es denn wahrhaftig ist, als Gottes Wort -
Ich wünsche alle meine Werke ins Feuer, wenn eines davon dem Buche, wovon Gottes Geist der Verfasser ist, entgegen sein sollte.
Die Schrift muss aus der Schrift erklärt werden.
Meine Erklärungen kommen alle aus der Schrift und sonst nirgends her.
Wahre Schrifterkenntnis gründet sich auf die Erkenntnis Jesu Christi, der Mitte der Schrift.
Die beständige Übung in der Schrift ist allen Christen sehr nötig...
Jemand, der auf das Sprüchlein stirbt: »Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, usw.« hat einen getrosteren Ausgang aus der Zeit in die Ewigkeit als der größte ungläubige Weltweise ... im Tode hat man ohne das Wort Gottes nichts.
Das Wort Gottes ist unvergleichlich.
Dies Wort lass dir ein teures Wort sein!
Übe dich darein!
...nie ohne Herz
...dass du es annehmen wolltest, wie es denn wahrhaftig ist, als Gottes Wort mit Freuden im heiligen Geist!
...nie ohne Gebet
...dass dir Gott die Augen öffne
...nie ohne Gehorsam
...dass du ihm folgen wolltest...!
Mir bleibe,
geht gleich alles fort,
Gott und Jesus und sein Wort!
Vielen Dank an SERMON-ONLINE für die Bereitstellung der Biographie von Philipp Friedrich Hiller.
Das Geburtshaus von Philipp Friedrich Hiller
Jesus Christus herrscht als König
1. Jesus Christus herrscht als König, alles ist ihm untertänig, alles legt ihm Gott zu
Fuß: aller Zunge soll bekennen, Jesus sei der Herr zu nennen, dem man Ehre
geben muss.
2. Fürstentümer und Gewalten, Mächte, die die Thronwacht halten, geben ihm die
Herrlichkeit; alle Herrschaft dort im Himmel, hier im irdischen Getümmel / ist zu
seinem Dienst bereit. (Epheser 1, 20-22)
3. Gott ist Herr, der Herr ist Einer, und demselben gleichet keiner, nur der Sohn, der
ist ihm gleich; dessen Stuhl ist unumstößlich, dessen Leben unauflöslich, dessen
Reich ein ewig Reich.
4. Gleicher Macht und gleicher Ehren / sitzt er unter lichten Chören / über allen
Cherubim; in der Welt und Himmel Enden / hat er alles in den Händen, denn der
Vater gab es ihm.
5. Nur in ihm, o Wundergaben! können wir Erlösung haben, die Erlösung durch sein
Blut. Hört's: das Leben ist erschienen, und ein ewiges Versühnen / kommt in
Jesus uns zugut.
6. Jesus Christus ist der Eine, der gegründet die Gemeine, die ihn ehrt als teures
Haupt. Er hat sie mit Blut erkaufet, mit dem Geiste sie getaufet, und sie lebet, weil
sie glaubt.
7. Gebt, ihr Sünder, ihm die Herzen, klagt, ihr Kranken, ihm die Schmerzen, sagt, ihr
Armen, ihm die Not. Wunden müssen Wunden heilen, Heilsöl weiß er auszuteilen,
Reichtum schenkt er nach dem Tod.
8. Eil, es ist nicht Zeit zum Schämen! Willst du Gnade? Du sollst nehmen. Willst du
leben? Das soll sein. Willst du erben? Du wirst's sehen. Soll der Wunsch aufs
Höchste gehen: willst du Jesum? Er ist dein.
9. Allen losgekauften Seelen / soll's an keinem Gute fehlen; denn sie glauben, Gott
zum Ruhm. Werte Worte, teure Lehren! Möcht doch alle Welt dich hören, süßes
Evangelium!
10. Zwar auch Kreuz drückt Christi Glieder; hier auf kurze Zeiten nieder, und das
Leiden geht zuvor. Nur Geduld! es folgen Freuden; nichts kann sie von Jesus
scheiden, und ihr Haupt zieht sie empor.
11. Ihnen steht ein Himmel offen, welcher über alles Hoffen, über alles Wünschen ist.
Die geheiligte Gemeine weiß, dass eine Zeit erscheine, da sie ihren König grüßt.
12. Jauchz ihm, Menge heilger Knechte, rühmt, vollendete Gerechte / und du Schar,
die Palmen trägt, und du Blutvolk in der Krone / und du Chor vor seinem Throne,
der die Gottesharfen schlägt!
13. Ich auch auf der tiefsten Stufen, ich will glauben, reden, rufen, ob ich schon noch
Pilgrim bin: Jesus Christus herrscht als König, alles sei ihm untertänig; ehret,
liebet, lobet ihn!
Das Hiller-Lied in schwedisch zur Morgenandacht des zweiten Januar heißt auf Deutsch übersetzt:
1. Sagt mir nichts von anderen Namen; denn in keinem ist das Heil. Menschen haben all' zusammen an dem Sündernamen Theil. Jesus Nam' ist ganz a l l e i n Uns ein Nam' zum Seligsein.
2. Vater, Du hast ihn gegeben: Dir sei Dank in Ewigkeit! Jesu, Du trägst ihn zum Leben! Dir sei Ruhm von uns bereit't. Geist, der ihn in uns verklärt, Sei in ihm von uns geehrt!
3. Lehr' uns ihn im Glauben kennen, Und in ihm thun, was wir thun; In dem Beten von ihm brennen, Und im Tode auf ihm ruh'n; Also werden wir allein Auch in Jesu selig sein.
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