Mühlhausen an der Enz

Albani-Kirche


Die Albani-Kirche in Mühlhausen an der Enz ist dem heiligen Albanus geweiht. Er kam vermutlich von Mainz aus nach Schwaben. In Mainz erscheint er 794 beim Stift St. Alban. Die Kirche in Mühlhausen gehörte wahrscheinlich früher zum Kloster Lorsch an der Bergstraße. Es besteht daher die Möglichkeit, dass der heilige Albanus nach Mühlhausen kam, als der Besitz des Klosters an Mainz überging und der Erzbischof von Mainz Abt von Lorsch wurde.

1231 übertrug der Propst von St. Guido zu Speyer das jus cathedraticum über die Kirche an das Kloster Maulbronn. Darunter versteht man die jährliche Abgabe, die jeder Geistliche einer Diözese dem Bischof zu entrichten hatte.

An der Kirche hatte das Kloster schon 1321 Rechte, die später auf das Spital Markgröningen übergingen und im 16. Jahrhundert mit Markgröningen württembergisch wurden. Doch verblieb die Besoldung der Pfarrei bis ins vorige Jahrhundert bei Markgröningen. Deshalb zeigt auch der Grenzstein beim Pfarrhaus das Wappen des Spitals, das Kreuz mit doppeltem Querbalken. Dieses Zeichen findet sich auch auf der Tür zur Sakristei.

Albani-Kirche 2008

Die Kirche ist eine mittelalterliche Wehrkirche mit starken Mauern und einem Wassergraben, hinter denen die Einwohner in unruhigen Zeiten Schutz suchten. Auf ihre alte Funktion lassen nur noch Teile der Kirchhofmauer und deren Verlauf schließen.
1856 muss der Mauerring noch vollständig erhalten gewesen sein, vom umlaufenden Graben war allerdings nichts mehr zu sehen.

Der älteste Teil der Kirche ist der viereckige Turm, der ein spitzes Zeltdach hat und dessen unterer Teil die Stelle des Chors vertritt.

Ursprünglich war die Kirche im romanischen Stil erbaut. Sie war wohl kleiner, schmäler und niedriger und wurde im Jahr 1458 in der heutigen Form erstellt und zwar von Baumeister Balthasar von Horrheim im gotischen Stil. Dies geht aus der Inschrift über dem westlichen Kielbogenportal hervor. Neben dem vermauerten Schluss-Stein mit einem Christuskopf befindet sich ein Stein mit dem Wappen der Thumb, der Ortsherrschaft im 16. Jahrhundert, mit der Inschrift:
hoc Opus co(m)pletum Est Anno D(omi)ni 1458 Sub Burghardo Trutwi(n) per Magistr(um) Balthasar.
Übersetzung: Dieses Werk wurde vollendet im Jahr des Herrn 1458 unter Burghard Trautwein durch Magister Balthasar.
Aus welchen Gründen dann schon 1526 (diese Zahl steht am Haupteingang) eine Erweiterung vorgenommen wurde, wissen wir nicht, wohl aber, dass dabei der Pfarrer Johann Bretz und die Ortsherrschaft der Thumb von Neuburg zusammenwirkten. 1559 und 1772 wurde die Kirche noch einmal verändert, 1912 dann grundlegend renoviert. Ihr heutiges Gesicht hat sie in der Zeit bekommen.

Albani-Kirche 2008

Der Stuttgarter Architekt Heinrich Dolmetsch gab der Kirche einen weiteren Akzent mit der Bemalung der Deckenbalken im Jugendstil.
Auch die Verzierung in gelb und dunkel-lila an den Fenstern („Hundsläufe“) stammt aus dieser Zeit.

Die südliche Empore verschwand, und durch eine Stiftung der Familie Bopp (Schlossbesitzer) wurde es möglich, die Orgel, die auf der Westempore stand, am heutigen Platz als Baldachin-Orgel zu errichten. Sie erhielt einen der ersten Orgelmotoren. Der Orgelprospekt aus dem 18. Jahrhundert wurde in den Jugendstilrahmen hineingesetzt. Es ist eine pneumatische Orgel mit 10 Registern von der Firma Walcker. Sie wurde 1984 restauriert.

Zu erwähnen ist noch das Schlossgestühl bei der Orgel - es wurde ebenfalls im Jahr 1912 angefügt und wurde bis 1960 als solches benützt.

Albani-Kirche 2008

Auch der Altar ist aus dem Jahr 1912, das Kruzifix vermutlich aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts.
Der Taufstein stammt ebenfalls aus dem Jahr 1912, der alte befindet sich außen an der Ostseite der Kirche.
Die Sakristei wurde wohl im Jahr 1526 angebaut. Neben der Jahreszahl 1526 finden sich auf
dem Türsturz noch die Worte "Johann Bretz Kirchherr". Auf der Tür steht die Inschrift:
sacrificate sacrificium justicie (= opfert gerechte Opfer aus Psalm 4,6), ebenfalls das schon erwähnte Spitalkreuz und ein Zirkel. Die Sakristei hat ein Tonnengewölbe, von dort aus ist über eine Treppe die Kanzel zu erreichen.

Albani-Kirche 2008

Albani-Kirche 2008

Albani-Kirche 2008

Albani-Kirche 2008

Die Fenster der Kirche:
Im Osten, im Chor, der erhöhte Christus als Pantokrator (1872).
Richtung Süden: Jesus lehrt vom Boot aus (dieses Fenster wurde gestiftet von einem Schiffer namens Müssig im Jahr 1888 - dies ist eingemeißelt im Bogen über dem Fenster). Links davon Philipp Friedrich Hiller im Talar. Der als Liederdichter bekannt gewordene Pfarrer ist im Mühlhäuser Pfarrhaus 1699 geboren und war von 1736 bis 1748 hier Pfarrer.
Auf der Hiller gegenüberliegenden Seite findet sich ein Fenster mit dem Bild des Reformators Martin Luther, beide Fenster stammen aus dem Jahr 1872.
Rechts von der Seepredigt ist die Bergpredigt Jesu (1891) dargestellt, (besser von der Empore aus zu sehen), daneben der württembergische Reformator Johannes Brenz.
Das Fenster auf der Empore, das in Richtung Westen zeigt, wurde im Jahr 1912 durchgebrochen und auf der Außenseite mit Rosetten verziert mit den Motiven Sonne, Stern und Christusmonogramm.

Albani-Kirche 2008
Johannes Brenz

Albani-Kirche 2008

Albani-Kirche 2008

Albani-Kirche 2008

Albani-Kirche 2008
Martin Luther

Albani-Kirche 2008
Philipp Friedrich Hiller

Albani-Kirche 2008

Die Grabmale:
An der Südseite zur Straße hin ist das Grabmal von Agatha Thumb geb. von Kaltental, die 1597 im Alter von 60 Jahren starb. (Davon zeugt die Tafel unter der Kanzel)

Gegenüber finden sich Grabmale ihres Sohnes Gottfried Thumb (+1619) und seiner Ehefrau Rosalie von Stettenberg. Auch Hans Schweikhart von Thumb (1562 als Kleinkind gestorben) hat eine kunstvolle Grabtafel an der Wand bei der Orgel mit dem Bildnis eines Kindes, dem Wappen von Kalthental und Thumb und der Inschrift: Anno Dom(ini) 1562 den 8. aprili starb der Edell Hans Schweickhardt Thumb von Neyburg seines Alters 20 Wochen und 4 Tag. Dem Gott Gnad. Am(en).

Um die großen Grabmale finden sich verschiedene Ahnenwappen eingehauen. Über den beiden Figuren ist die Darstellung von der Auferstehung Christi, der Himmelfahrt und Pfingsten.

Die Wappen finden sich wieder im Chor. Im Schlussstein des Kreuzrippengewölbes das Wappen der Thumb, an den Eckpfeilern jeweils ein Wappen der von Thumb (farblos), der von Kaltental (blaue Geweihstangen) und von Sachsenheim (rot).
Ebenfalls sind dort zwei Wappen über der Tafel der bisherigen Pfarrer (Kaltenthal und Thumb). Familie Thumb war zur Zeit der Reformation hier; sie waren eifrige Anhänger der Lehre Luthers, deshalb war die Kirche früh evangelisch.

Um 1625 kamen Flüchtlinge aus Österreich. Dies geht aus der zweiten Tafel links neben der Sakristeitür hervor. Einer der Flüchtlinge, Johann von Hohenfeld, hat unmittelbar zum Ende des 30jährigen Krieges das Gut Mühlhausen und später auch den Blutbann erworben, war also reichsunmittelbarer Adliger. Somit war er auch eigener Gerichtsherr in seinem Territorium. Er ist 1614 geboren.

Auf der Tafel steht (übersetzt aus dem Lateinischen):
Grabstein des Johann von Hohenfeld "aus Österreich vertrieben": Hier begraben, nicht verborgen, rühme ich mich nicht meiner gleichsam fremden Herkunft von den Grafen von Scheiern (Vorfahren der Wittelsbacher) über die Grafen von Abensburg, sondern errichtete hier einen Beweis meiner Hinfälligkeit, ein Denkmal des Todes, eine Steintafel der Hoffnung. Im Jahre Christi 1684 im Alter von 69 Jahren, 7 Monaten und 18 Tagen.
Daneben findet sich der Grabstein der nächsten Schlossherrschaft, Freiherr Ludwig Friedrich von Stain mit den Angaben: 1712 geboren, 1774 gestorben im Alter von 62 Jahren, regierte 37 Jahre (1737 bis 1774), hat 45 Jahre hier gelebt.

Albani-Kirche 2008

Albani-Kirche 2008

Albani-Kirche 2008

Albani-Kirche 2008

Albani-Kirche 2008

Albani-Kirche 2008

Albani-Kirche 2008

Albani-Kirche 2008

Albani-Kirche 2008

Albani-Kirche 2008

Albani-Kirche 2008

Albani-Kirche 2008

Albani-Kirche 2008

Albani-Kirche 2008

Albani-Kirche 2008

Albani-Kirche 2008

Albani-Kirche 2008

Albani-Kirche 2008
kleines Museum im Kirchturm

Albani-Kirche 2008

Albani-Kirche 2008

Albani-Kirche 2008

Nachdem im 2. Weltkrieg nur die Taufglocke erhalten blieb mit der Inschrift: „Kindlein, liebet euch untereinander (Johannes 13,34)“, wurden 1950 zwei neue Glocken von der Fa. Bachert aus Heilbronn gegossen. Die Glockenweihe war am 12. März 1950. Inschriften: „Glaube an den Herrn Jesus Christus, so wirst du und dein Haus selig (Apostelgeschichte 16,31)“ und „Hoffet auf Ihn allezeit, liebe Leute! (Psalm 62,9)“.
Im Jahr 1997/98 musste das Kirchturmdach mit Schieferplatten neu gedeckt werden. Bei dieser Gelegenheit wurde der Hahn wieder vergoldet. Auch das Zifferblatt der Uhr und die Zeiger wurden erneuert. In Eigenarbeit wurden dann noch der Turm und das Schiff gestrichen.

Albani-Kirche 2008
Aufstieg zum Glockenturm

Albani-Kirche 2008
Glockenturm, kleine und große Glocke

Albani-Kirche 2008
Glockenturm, große und mittlere Glocke

Albani-Kirche 2008
kleine Glocke

Albani-Kirche 2008
große Glocke
GLAUBE AN DEN HERRN JESUM CHRISTUM,
SO WIRST DU UND DEIN HAUS SELIG!
AP. 16, 31

Albani-Kirche 2008
mittlere Glocke

Albani-Kirche 2008
mittlere Glocke (Rückseite)

Albani-Kirche 2008
kleine Glocke

Albani-Kirche 2008<
große Glocke

Albani-Kirche 2008
mittlere Glocke "im Einsatz"

Albani-Kirche 2008
mittlere Glocke "im Einsatz"

Albani-Kirche 2008

Albani-Kirche 2008
Bei der Erneuerung der Elektrik (Heizung, Beleuchtung, Glocken) im Sommer 2005 wurde der Kirchenraum frisch gestrichen und die Bänke im Kirchenschiff gereinigt und frisch eingelassen.

Albani-Kirche 2008

Ein herzliches Dankeschön an Herrn Pfarrer Meuth für die freundliche Unterstützung.




Alte Bilder ...


Albani-Kirche
Das Heraufziehen der Glocke auf den Glockenturm (vermutlich 1950)
Mit freundlicher Genehmigung von Reiner Müller



Albani-Kirche
Das Heraufziehen der Glocke auf den Glockenturm (vermutlich 1950)
Mit freundlicher Genehmigung von Reiner Müller